Gastbeitrag von joboo
Kinder begegnen der Welt und allem was sie umgibt mit Neugierde. Was macht dieses Ding, wenn ich mich draufstelle? Wie schwer ist es? Kann ich es in die Ecke werfen, ohne dass es beschädigt wird? Viele Fragen tun sich auf, wenn ein unbekanntes Objekt im Leben eines Kindes erscheint. Woher soll man wissen, ob ein Teller bricht oder ein Ball rollt, ohne es zuvor erlebt zu haben? Erst das praktische Erfahren lässt Kinder Zusammenhänge begreifen. Die Neugier der Kinder treibt sie dabei zur ständigen Bewegung an, um sinnliche Erfahrungen mit ihrer Umwelt zu machen. Der Bewegungsdrang von Kindern wird allerdings oft eher als Störung statt als Ausdruck kindlicher Lebensfreude empfunden. Deshalb werden körperliche Bedürfnisse, vor allem im Zusammenhang mit Schule, Lernen und Unterricht, oft diszipliniert und Bewegung unterbunden, da Bewegung als konzentrationshemmend angesehen wird. Doch gerade beim Lernen hat Bewegung durchaus viele positive Auswirkungen. Was bewegtes Lernen bewirkt und wie du es mit dem Stapelstein einfach in deinen Unterricht einbinden kannst, wollen wir Dir in diesem Artikel vorstellen.
Was ist bewegtes Lernen?
Der Kopf braucht zum Lernen den ganzen Körper. Gleichförmigkeit und langes Stillsitzen im Unterricht führen eher zu geistigem Stillstand. Dagegen sind die vielen spontanen Bewegungshandlungen aus dem Alltag der Kinder von entscheidender Bedeutung nicht nur für die Gesundheit, sondern auch für das Leistungsvermögen und die Entwicklung von Kindern.
Bewegtes Lernen bedeutet, den Schulunterricht so zu gestalten, dass die Schüler Inhalte durch Erleben, Denken und Handeln erfahren und so Zusammenhänge erkennen können. Wie genau bewegtes Lernen im Schulalltag umgesetzt werden kann ist vielfältig: Bewegungspausen in den Unterricht einbauen, Bewegungssitze oder Bewegung als didaktisches Mittel in Lernprozesse einbinden – der Kreativität sind hier fast keine Grenzen gesetzt. Hauptsache, Bewegung wird in den Unterricht integriert, um Aufmerksamkeit und Konzentration aufrecht zu erhalten.
Erfahrungen mit dem eigenen Körper sind beispielsweise wichtige Grundlagen für das Erlernen von Schreiben, Lesen, Rechnen und der sozialen Kompetenzen. Im Fachunterricht kann Bewegung eine didaktische Hilfe beim Verstehen von Sachinhalten sein. Zudem ist Lernen auf mehreren Sinnesebenen effektiver als die ausschließliche Förderung der kognitiven Fähigkeiten, da die Verknüpfungen und Assoziationen auf mehreren Ebenen stattfinden und abgerufen werden können.
Welche positiven Aspekte hat bewegtes Lernen?
Motorische und kognitive Lernprozesse bedingen und stärken sich gegenseitig. Sie finden nicht getrennt voneinander, sondern in Wechselwirkung miteinander statt. Das bedeutet: Wenn Lernen mit Bewegung verbunden wird können Kinder effektiver Lernen und erinnern. Allgemein gilt außerdem: je mehr Sinne in den Lernprozess eingebunden sind, umso besser ist schlussendlich der Lerneffekt.
Das Addieren und Subtrahieren von fassbaren Objekten ermöglicht zum Beispiel die differenzierte, sinnliche Erfahrung einer Rechenaufgabe. Zusätzlich wird durch den bewegten Lernprozess die Kommunikations- und Kooperationsfähigkeit ausgebildet.
Das sind die Vorteile von bewegtem Lernen:
- Durch Bewegung wird das Gehirn besser durchblutet, dadurch steigt die geistige Leistungsfähigkeit
- Kinder bewegen sich heute zu wenig. Mit bewegtem Lernen wird Bewegung vermehrt in den Alltag der Kinder eingebunden, was wiederum positiv nachhaltig auf die physische und psychische Entwicklung wirkt
- Gemeinsame Bewegung im Unterricht fördert soziale Kompetenzen
- Regelmäßige Bewegung wirkt sich positiv auf die Konzentrationsfähigkeit der Schüler aus
Bewegtes Lernen mit dem Stapelstein
Der Stapelstein ist ein Hilfsmittel für Pädagogen, um unmittelbar und einfach Bewegung in den Alltag von Kindern zu integrieren und durch variable Schwierigkeitsstufen eine individuelle Förderung im Gruppenverband zu realisieren. Die Grundfunktionen des Stapelsteins decken unter anderem das Balancieren, Schwingen, Springen, Laufen, Rollen, Transportieren, Strukturieren, Symbolisieren und die vielfältigen Formen des Platznehmens ab. Dadurch ergeben sich für dich unzählige Möglichkeiten mithilfe des Stapelsteins Bewegung in deinen Unterricht einzubinden.
Somit ist der Stapelstein der perfekte Begleiter für bewegten Unterricht: mit dem Stapelstein kannst du handlungsorientierte Lernsituationen bedarfsgerecht und ergonomisch unterstützen. Außerdem kannst du raumunabhängige Lerneinheiten oder Angebote im Freien einfach organisieren.
Bewegtes Lernen in der Schule: Spiele mit dem Stapelstein
Die Stapelsteine ermöglichen unzählige Spielideen und laden zum Erfinden von neuen Spiel-Variationen ein, auch und vor allem für einen bewegten Unterricht. Die Spanne der Bewegungsangebote mit dem Stapelstein reicht dabei von ruhigen, konzentrativen bis zu energiegeladenen, koordinativen Spielen.
Die Spiele decken verschiedenste Bildungsbereiche ab: neben Motorik und Koordination kannst du mit dem Stapelstein auch Kreativität, Kognitive Fähigkeiten, Soziale Kompetenzen, Sprache und Mathematische Fähigkeiten fördern.
Silbengang
Aktivität: aktiv
Fokus: Kognition, Motorik, Sprache
Übung für: Sprechen, Zuhören, Schreiben
Aufbau und Ablauf:
Unterschiedlich lange Balance-Pfade werden nebeneinander aufgebaut. Der Spielleiter sagt ein beliebiges Wort (zum Beispiel „Sal-to“). Die Kinder müssen im Kopf nachzählen, wie viele Silben das Wort hat und dann schnell zum entsprechenden Balance-Pfad laufen. (Für „Sal-to“ also zum Pfad mit zwei Stapelsteinen.) Zur Kontrolle gehen die Kinder im „Silbengang“ über den Balance-Pfad und sprechen bei jedem Schritt eine Silbe des Wortes aus.
Varianten:
- Kreativspiel: Der Spielleiter bestimmt einen der Balance-Pfade, also zum Beispiel den mit drei Stapelsteinen. Nun müsst ihr ein dazu passendes Wort finden. Im Silbengang über die Stapelsteine könnt ihr prüfen, ob ihr richtig lagt und euer Wort tatsächlich drei Silben hatte.
- Die Spieler bekommen verschiedene Worte zugeteilt und versuchen passend zum jeweiligen Wort den Balance-Pfad zu legen.
- Sätze bauen: Wenn ihr schon ein bisschen geübt habt, könnt ihr auch ganze Satz-Pfade bilden. Hierfür denkt ihr euch einen Satz aus und legt jeweils in einer Farbe die Silbenanzahl jedes Wortes. Zum Beispiel ein roter Stapelstein für „der“, anschließend zwei grüne Stapelsteine für das Wort „Fuß-ball“, dann ein gelber für „ist“ und schließlich zwei blaue für „ka-putt“. Am Schluss könnt ihr im Silbengang testen, ob der ganze Satz richtig ist.
Wunderturm
Aktivität: ruhig
Fokus: Kognition, Kreativität, Mathematik
Übung für: Problemlösen, Wahrnehmung, Kopfrechnen
Aufbau und Ablauf:
Alle Spieler stapeln gemeinsam aus beliebig vielen Stapelsteinen einen großen, bunten Turm. Dann schauen sie sich den Wunderturm noch einmal ganz genau an. Ein Spielleiter kann auch Fragen dazu stellen. Zum Beispiel: Wie viele blaue, rote, gelbe, grüne Stapelsteine sind im Turm? Welche Farbe kommt am häufigsten vor? Wie oft kommt dieselbe Farbe direkt nacheinander vor? Gibt es vielleicht sogar einen Drilling?
Varianten:
- Veränderung: Nachdem ihr den Turm genau betrachtet habt, schließt ihr die Augen und der Spielleiter verändert den Stapel. Augen auf! – Was hat sich verändert?
- Zwillingsturm: Am Anfang baut ihr zwei genau gleiche Türme nebeneinander. Dann Augen zu, , während der Spielleiter einen Turm ein kleines bisschen verändert oder auch zwei Steine zwischen den Türmen austauscht. Augen auf! – Welcher Turm und was genau wurde verändert?
- Rechenturm: Ihr könnt euch auch kleine Rechenaufgaben aus dem Wunderturm ableiten. Wenn zum Beispiel zwei blaue Stapelsteine aufeinander folgen und ihr weiter oben im Turm noch einen blauen Stapelstein findet, ist die Rechnung: 2 + 1 = 3