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    Sportvereine in Deutschland – eine langjährige Tradition

    Kübler Sport Redaktion -

    Lesedauer: 6 Minuten

    Sportvereine haben in Deutschland eine lange Tradition und bieten Menschen aller Altersgruppen ein abwechslungsreiches Spiel- und Bewegungsprogramm. Doch wieso Sportvereine solch eine große Bedeutung in Deutschland übernehmen, zeigen wir Dir in diesem Beitrag.

    Sportvereine in Deutschland
    Quelle: pexels

    Entstehung der Sportvereine bzw. der Vereinstradition

    Die Sportvereine in Deutschland blicken auf eine lange Geschichte zurück. Schon im 19. Jahrhundert entstanden im Rahmen von patriotisch ausgerichteten Turn- und Leibesübungsgemeinschaften die ersten Vereine. Unter der Leitung von Friedrich Ludwig Jahn, bis heute wird er „Turnvater Jahn“ genannt, versammelten sich im Jahr 1811 junge Männer zu Übungen in „Turnvereinen“. Die Bewegung war v.a. ein Mittel, um die preußischen Soldaten zu stärken. Die Übungen von Turnvater Jahn hatten v.a. Ähnlichkeit mit den heutigen leichtathletischen Disziplinen und die zentrale Übung war damals der Dauerlauf. Das Ziel der durch Jahn ins Leben gerufenen Turnbewegung war die Belegung des Gemeingeistes und des Bürgersinnes. Im Jahr 1820 kam es jedoch aufgrund von politischen Agitationen zu einer mehrjährigen Sperre von Turnvereinen bzw. Sportvereinen.

    Diese Sperre wurde im Jahr 1842 wieder aufgehoben und es kam zur Gründung erster Turnvereine und Turnverbände, die in die Revolution von 1848 eingriffen. Das Ziel hierbei war die Einheit und Freiheit von Deutschland. Auch die soziale Struktur der Turnverbände veränderte sich, so zählten immer mehr Handwerker und Arbeiter zu den Mitgliedern der Vereine.

    Während der industriellen Revolution kam es zu einer grundlegenden Änderung des Verständnisses von Sport. Denn nun trieb eine breite Bevölkerungsschicht in ihrer Freizeit Sport und viele Arbeitgeber gründeten Werkssportvereine. Diese sollten als Bewegungsangebote für ihre Arbeiter dienen und zu einer Förderung und Disziplinierung der Arbeiter führen.

    Während des ersten Weltkriegs erlangte der Sport eine immer größere Popularität. Allerdings sank in Folge des Krieges die Zahl der männlichen Vereinsmitglieder rapide, während das Frauenturnen einen Aufschwung erlebte. Nach der Novemberrevolution im Jahr 1918 kam es zu einer Massenbewegung im Vereinsleben, da die Menschen aufgrund der neu eingeführten 48-Stunden-Woche mehr Freizeit und somit mehr Zeit für Sport hatten. Auch in den Medien wurde der Sport immer präsenter.

    Nach der Machtergreifung Hitlers 1933 wurde der Sport in Richtung der politischen Interessen gelenkt (politische Leibeserziehung). Dies führte zu einer Bevorzugung der kampf- und gemeinschaftsorientierten Sportarten. Weiterhin wurden die Vereine und Verbände im Deutschen (ab 1938 Nationalsozialistischen) Reichsbund für Leibesübungen gleichgeschaltet und jüdische Mitglieder ausgeschlossen. Gleichzeitig erfolgte eine gewaltsame Auflösung der Arbeitersportvereine. Außerdem wurde Sport in der NSDAP, in der Deutschen Arbeitsfront sowie SS und in der Hitlerjugend zum Teil zur Pflicht. Viele Vereine und Sportevents wurden in den darauffolgenden Jahren politisch instrumentalisiert, so stellten die Presse und der Rundfunk beispielsweise die erfolgreichen Mannschaften als Vorbilder für die Gemeinschaft dar.

    Während der letzten Kriegsjahre und deren Auswirkungen kamen nahezu alle Vereine und Sportevents zum vollständigen Erliegen. Nach dem Ende des zweiten Weltkriegs ordnete der Alliierte Kontrollrat zudem die Auflösung aller Sportverbände und -vereine an, um die zuvor politisch orientierten Strukturen zu beenden. Zugleich wurde jedoch die “Errichtung nicht militärischer Sportorganisationen lokalen Charakters” zugelassen, womit der Neugründung von Sportvereinen nichts mehr im Wege stand. Schon bald nach der Kapitulation gab es erste Bemühungen, Sport und das Vereinsleben wieder zu beleben. Durch die Zerstörung und die materielle Not erwies sich das teilweise als schwierig, so waren viele Sportstätten und Stadien noch zerstört und Sportequipment wie Schuhe, Trikots und Bälle Mangelware. Doch die Menschen waren erfinderisch und nahmen viele Einschränkungen in Kauf. So wurde oft barfuß Fuß- oder Handball gespielt, Tore aus einfachen Holzbrettern gebaut und T-Shirts als Ersatz von Trikots selbst gefärbt.

    Während in Westdeutschland die Vereine aus der Gesellschaft heraus gegründet und entwickelt wurden, ging die DDR einen anderen Weg. In der Sowjetzone wurden die ehemaligen Vereine ebenfalls verboten und es mangelte an der Sportausstattung. Doch um einen Rückfall in alte Strukturen zu vermeiden, strebte die SED eine einheitliche Sportbewegung an und forderte die Gründung von Betriebssportgemeinschaften (BSG) an. So wurde das Vereinswesen in der DDR durch den Staat geschaffen und politisch kontrolliert.

    Nach dem Mauerfall war nicht unbedingt damit zu rechnen, dass sich der Sport in solch großen Schritten weiterentwickeln würde. Denn es mussten zwei unterschiedliche Sportsysteme zusammengeführt werden. So war der Breitensport in der DDR vorwiegend in Sportgemeinschaften der Betriebe und Hochschulen organisiert. Dazu parallel und konträr war das Spitzensport System der DDR, welches in 27 Sportclubs und deren Trainingszentren organisiert war. Schließlich setzte sich bei der Wiedervereinigung das im Westen übliche Vereinswesen durch, wobei manche Anregungen aus dem Osten Deutschlands aufgegriffen wurden. Beispielsweise dienten die Kinder- und Jugendsportschulen als Vorbild für die heutigen Eliteschulen des Sports.

    Seit den 90er Jahren kommt dem Thema Sport auch im Zusammenhang mit der Kinder-, der Frauen-, der Senioren-, der Migrations- und der Inklusionsförderung eine große Bedeutung bei. Es werden in den Sportvereinen nicht mehr (wie früher) politische Interessen oder Arbeiterbewegungen verfolgt. Daher gibt es in den Turnvereinen ein vielseitiges Angebot für die unterschiedlichen Interessensgruppen. Der Fokus liegt auf der körperlichen Fitness der Mitglieder, dem Spaß an der Bewegung sowie auf den sozialen Komponenten des Vereinslebens.

    Wieso haben Vereine in Deutschland eine große Bedeutung?

    Entstehung von Sportvereinen in Deutschland
    Quelle: pexels

    In kaum einem anderen Land wird die Vereinskultur so groß geschrieben wie in Deutschland. Die Bandbreite an Vereinen ist vielfältig und so gibt es zahlreiche Freizeit-, und Sportvereine oder Interessensvereinigungen. Vereine übernehmen in Deutschland gesellschaftspolitische Aufgaben. Vereine schaffen Räume des sozialen Miteinanders. Wie die Entstehungsgeschichte der Sportvereine in Deutschland zeigt, treffen sich die Menschen verschiedenen Alters, unterschiedlicher sozialer Schichtzugehörigkeit und Herkunft, um in den Vereinen gemeinsamen Interessen nachzugehen. So treiben die Mitglieder eines Sportvereins zusammen Sport. Zudem übernehmen Vereine eine wichtige Sozialisations- und Integrationsfunktion. Mit der Ausübung eines Ehrenamtes erlernen die Mitglieder soziale Fertigkeiten, die auch im Berufsalltag von Bedeutung sein können. Neben dieser Förderung der Soft Skills vermitteln Vereine auch wichtige Grundsätze zur Förderung demokratischen Denkens und Handelns.

    Die Vereinskultur in Deutschland hat über die Jahrzehnte viele Veränderungen und Wandlungen vollzogen, aber vielleicht ist gerade daraus die Stärke unserer Vereinswelt entstanden. Dazu hat sicher auch die selbst verwaltende Struktur in den Nachkriegsjahren geführt, wodurch Vereine eine tragende Rolle des Sports in Deutschland und somit auch einen gesellschaftspolitischen Auftrag eingenommen haben.

    Funktionen von Sportvereinen

    Langjährige Tradition von Sportvereinen in Deutschland

    Sportvereine haben in den Bereichen Breiten-, Freizeit-, Gesundheits- und Leistungssports eine zentrale Stellung und übernehmen hierbei Funktionen mit großer Bedeutung. Neben dem Sportangebot und dem gemeinsamen Sporttreiben, ist das Gemeinwohl der Mitglieder sehr wichtig. Die Mitglieder eines Sportvereins schätzen den Verein als Ort der Begegnung, zum Kennenlernen und Miteinander. Gemeinsame Bewegung trägt hierbei zu Begeisterung, Motivation und Wohlbefinden bei. Dementsprechend sind neben verschiedenen sportlichen Zielen die folgenden Vereinsziele in den meisten Sportvereinen in Deutschland zu finden:

    • Vermittlung der Werte, wie beispielsweise Fair Play, Toleranz und Teamwork
    • Gleichberechtigte Partizipation von Frauen und Männern
    • Ehrenamtliche Organisation der Vereinsführung
    • Förderung der Demokratie (Mitglieder werden im hohem Maße bei den Entscheidungen mit einbezogen)

    Neben dem großen Angebot an verschiedenen Sportarten im Breitensport sowie dem Aufgreifen von neuen Trendsportarten, wäre der Leistungssport ohne Sportvereine kaum denkbar. 12,6 % bzw. knapp 11.400 Vereine haben Kaderathleten auf D-, D/C-, C-, B- oder A-Kaderebene in ihrem Verein und bilden somit eine wichtige Basis für den Leistungssport. Auch in der Gesundheitsversorgung leisten die Sportvereine mit dem Angebot von verschiedenen Kursen in den Bereichen Gesundheitsförderung, Prävention (durch das Sporttreiben kommt es zu einer Gesundheitsvorsorge) und Rehabilitation einen wichtigen Beitrag. Diese umfassen auch zahlreiche Angebote für Kranke und Menschen mit Behinderungen.

    Probleme von Sportvereinen in Deutschland

    Bei den bemerkenswerten Leistungen der Sportvereine in Deutschland darf nicht vergessen werden, dass die Sportvereine nicht frei von Problemen sind und für das Überleben unsere Unterstützung benötigen. Das Konzept der Sportvereine baut auf der ehrenamtlichen Tätigkeit bzw. der ehrenamtlichen Unterstützung ihrer Mitglieder auf. Doch genau diese Bindung und Gewinnung von ehrenamtlichen Mitgliedern bzw. Helfern wird immer schwieriger. Es fehlen nicht nur „allgemeine“, freiwillige Mitglieder, sondern auch ehrenamtliche Schieds- und Kampfrichter sowie Übungsleiter und Trainer sind immer schwerer zu finden.

    Die wichtigsten Zahlen

    Um die Bedeutung von Vereinen in Deutschland nochmals zu unterstreichen wollen wir Dir zum Abschluss einen kurzen Überblick über einige spannende Kennzahlen zu Sportvereinen in Deutschland geben:

    • Im Jahr 2019 wurden in Deutschland insgesamt 88.348 Sportvereine gezählt
    • Mit einem Anteil von rund 20 Prozent stammten die meisten Sportvereine aus Nordrhein-Westfalen
    • Der größte Sportverband in der Bundesrepublik nach Mitgliedern ist der Deutsche Fußball-Bund (im Jahr 2019 7,1 Millionen Mitglieder)
    • Bundesweit sind 24 Millionen Mitglieder in den deutschen Sportvereinen gemeldet
    • Die favorisierte Sportart (nach Anzahl der Mitglieder) ist bei den Frauen das Turnen (3,4 Millionen weibliche Mitglieder)
    • Die favorisierte Sportart (nach Anzahl der Mitglieder) ist bei den Männern der Fußball (6 Millionen männliche Mitglieder)
    • Anzahl der Sportvereine in Baden Württemberg: 11.325

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