Koordinative Fähigkeiten ermöglichen präzise und geschickte Bewegungsabläufe, indem sie das Zusammenwirken der Sinnesorgane und Muskeln koordinieren. Durch gezieltes Koordinationstraining lassen sich die sieben Arten der Koordinationsfähigkeit verbessern, was zu einem zweckmäßigen Bewegungsablauf im Alltag und zur sportlichen Leistungssteigerung führen kann.
Was versteht man unter koordinativen Fähigkeiten?
Koordinative Fähigkeiten beziehen sich auf die Fähigkeit des Körpers, Bewegungen effizient, präzise und zielgerichtet auszuführen. Sie umfassen eine Reihe von motorischen Fertigkeiten, die für die Koordination von Muskeln, Gelenken und Sinneswahrnehmungen verantwortlich sind. Diese Fähigkeiten ermöglichen es uns, Bewegungen gezielt zu steuern, unsere Körperhaltung zu kontrollieren und Aktionen geschickt zu kombinieren. Sogenannte Analysatoren helfen bei der Bewegungskoordination.
Hinweis zur Unterscheidung zu den konditionelle Fähigkeiten: Koordinative Fähigkeiten betreffen die Bewegungskoordination und Wahrnehmung, während konditionelle Fähigkeiten physische Aspekte wie Ausdauer, Kraft und Schnelligkeit umfassen.
Welche Arten an koordinativen Fähigkeiten gibt es?
Im Allgemeinen werden die fünf koordinativen Fähigkeiten Gleichgewicht, Reaktion, Rhythmus, Differenzierung und Kopplung unterschieden.1 Diese werden je nach Modell ergänzt um die Koordinationsfähigkeit der Orientierung und Umstellung.
Gleichgewichtsfähigkeit
Die Fähigkeit, den Körper in verschiedenen Positionen auszubalancieren und aufrecht zu halten, also den Gleichgewichtszustand zu bewahren.
Beispiel aus dem Sport: Sicherer Stand auf dem Skateboard.
Beispiel aus dem Alltag: Gleichgewicht bewahren beim Stehen in einer fahrenden Bahn.
Reaktionsfähigkeit
Die Fähigkeit, schnell auf Reize aus der Umwelt zu reagieren und angemessene Handlungen bzw. Bewegungsausführungen einzuleiten.
Beispiel aus dem Sport: Start beim Sprint.
Beispiel aus dem Alltag: Bremsen beim Autofahren, aufgrund eines plötzlichen Hindernisses.
Rhythmisierungsfähigkeit
Die Rhythmisierungsfähigkeit beschreibt die Fähigkeit, Bewegungen in einem gegebenen Rhythmus auszuführen und auf musikalische oder taktile Impulse zu reagieren.
Beispiel aus dem Sport: Schlagrhythmus beim Tischtennis.
Beispiel aus dem Alltag: Lieder erkennen am Rhythmus.
Differenzierungsfähigkeit (kinästhetische)
Die Differenzierungsfähigkeit ist die Fähigkeit, einzelne Bewegungsphasen aufeinander abzustimmen und Bewegungen mit genau dem Krafteinsatz und Feinabstimmung auszuführen, die dafür benötigt wird.
Beispiel aus dem Sport: Präzise Ballkontrolle beim Tennis.
Beispiel aus dem Alltag: Geschicktes Schneiden von Gemüse beim Kochen.
Kopplungsfähigkeit
Die Kopplungsfähigkeit ist die Fähigkeit, Teilkörperbewegungen geschickt zu einem Handlungsziel hin zu kombinieren.
Beispiel aus dem Sport: Zusammenspiel der Bewegung beim Hochsprung.
Beispiel aus dem Alltag: Sprint zum Bus, Zusammenspiel aus Arm- und Beinarbeit.
Orientierungsfähigkeit
Die Orientierungsfähigkeit ist die Fähigkeit, die Position des Körpers im Raum zu bestimmen und zielgerichtet zu verändern.
Beispiel aus dem Sport: Eigene Route beim Bouldern und Klettern.
Beispiel aus dem Alltag: Lage von Objekten zueinander einschätzen.
Umstellungsfähigkeit
Die Fähigkeit, Bewegungen während des Handlungsvollzugs flexibel anzupassen und auf veränderte Bedingungen zu reagieren.
Beispiel aus dem Sport: Fußball-Gegner täuscht an und führt eine andere Richtung aus.
Beispiel aus dem Alltag: Auf rutschigem Untergrund laufen.
Wie können die koordinativen Fähigkeiten verbessert werden?
Die Koordinationsfähigkeit ist nicht angeboren, sondern muss erlernt, gefestigt und weiterentwickelt werden. Besonders im Alter zwischen 7 und 12 Jahren besteht eine einzigartige Lernfähigkeit in Bezug auf die koordinativen Fähigkeiten, da in diesem Alter die Verarbeitung sensorischer Informationen und die Steuerung von Bewegungen effizienter wird. Es ist daher von großer Bedeutung, Kindern in diesem Altersbereich vielfältige Bewegungserfahrungen anzubieten und ein gezieltes Training der koordinativen Fähigkeiten zu ermöglichen. Durch gezielte Übungen und Spiele können sie ihre motorischen Fähigkeiten entwickeln, ihre Körperkontrolle verbessern und das Fundament für eine gesunde körperliche Entwicklung legen.
Aber auch im späteren Leben ist es möglich und wichtig, die koordinativen Fähigkeiten durch regelmäßiges Koordinationstraining, das verschiedene Bewegungen und Herausforderungen beinhaltet, zu verbessern. So sind Koordinationstrainer auch ein fester Bestandteil in der Therapie und Rehabilitation.
Mit den folgenden Spiel- und Übungsformen kann die Koordinationsfähigkeit trainiert werden, dabei ergänzen und überschneiden sich die benötigten Koordinationsarten teilweise:
Gleichgewichtsfähigkeit | – Einbeiniger Stand auf instabilem Untergrund, mit wippenden Zehenspitzen oder in der Standwaage – Balancieren auf instabilem Untergrund oder schmalen Hindernissen – Auf einem Gymnastikball sitzen und Füße anheben |
Reaktionsfähigkeit | – Senkrechte Stange fangen, die spontan von Trainingspartner losgelassen wird – Bestimmte Bewegungen auf einen akustischen Reiz |
Rhythmisierungsfähigkeit | – Seilspringen in unterschiedlichem Takt – Hüpfen im Gummitwist – Koordinationsleiter in bestimmtem Muster durchlaufen – Synchrones Bewegen zu Musik |
Differenzierungsfähigkeit | – Zielwerfen auf verschieden entfernte Zielgegenstände und aus verschiedenen Bewegungen heraus – Verschiedene Ballarten auf Tischtennisschläger prellen – Hüpfen in verschiedenen vorgegebenen Abständen – Jonglieren mit Bällen, Tüchern oder anderen Gegenständen |
Kopplungsfähigkeit | – Gegenläufige Bewegungen, z. B. Arme kreisen – Sprungaufschlag (Aufschlag mit Ball in Luft) – Prellen mit dem Ball |
Orientierungsfähigkeit | – Zuvor eingeprägten Parcours blind ablaufen – Ball hochwerfen, im Kreis drehen, Ball wieder fangen |
Umstellungsfähigkeit | – Unrunden Reflexball nach Bodenkontakt fangen – Kreuzfangen, Fänger und Läufer wechseln sich ab |
Ebenso können spezielle Koordinationsgeräte genutzt werden, die etwa im sportartspezifischen Training zum Einsatz kommen.
1 gemäß Hirtz (1979)
Hinweis: Meinel und Schnabel (1998) identifizieren koordinative Leistungsvoraussetzungen als gleichbedeutend mit koordinativen Fähigkeiten, während Hirtz (1994) koordinative Fähigkeiten gemeinsam mit motorischen Fertigkeiten als koordinative Leistungsvoraussetzungen definiert.