Plyometrisches Training zählt zu den intensivsten Trainingsformen im Bereich der funktionellen Fitness. Ziel ist die Verbesserung der Explosivkraft, also der Fähigkeit, in möglichst kurzer Zeit maximale Kraft zu entwickeln. Die Methode basiert auf schnellen Dehnungs-Verkürzungs-Zyklen der Muskulatur und findet Anwendung im Leistungs- und Nachwuchssport sowie im rehabilitativen Kontext.

Was ist plyometrisches Training?
Plyometrie beschreibt eine Trainingsmethode, bei der die Muskulatur zunächst vorgedehnt und anschließend sofort wieder kontrahiert wird. Dieser sogenannte Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus (engl. stretch-shortening cycle, SSC) nutzt gespeicherte elastische Energie sowie neurophysiologische Effekte zur Kraftsteigerung. Typische Übungen sind Sprünge, Hüpfer oder explosive Würfe.
Ziel ist es, die Reaktivkraft zu verbessern – eine Form der Schnellkraft, die bei abrupten Richtungswechseln oder Sprungbewegungen gefordert ist. Damit eignet sich plyometrisches Training insbesondere für Sportarten wie Basketball, Volleyball, Leichtathletik oder Fußball.
Wie funktioniert der Dehnungs-Verkürzungs-Zyklus?
Der SSC besteht aus drei Phasen:
- Exzentrische Phase: Die Muskulatur wird vorgedehnt, z. B. beim Abbremsen eines Sprungs. Dabei wird elastische Energie in Sehnen und Muskeln gespeichert.
- Amortisationsphase: Die Übergangszeit zwischen Dehnung und Kontraktion. Je kürzer diese Phase, desto effektiver die Nutzung der gespeicherten Energie.
- Konzentrische Phase: Die gespeicherte Energie wird freigesetzt, z. B. beim Absprung.
Ein kurzes Zeitfenster zwischen den Phasen ist entscheidend für die Effektivität des Trainings.
Einsatzbereiche und Zielgruppen
Plyometrisches Training wird gezielt zur Steigerung der Explosivkraft und Schnelligkeit eingesetzt. Es eignet sich für:
- Leistungssportler zur Wettkampfvorbereitung
- Nachwuchsathleten im Technik- und Aufbautraining
- Rehabilitationsmaßnahmen zur Wiederherstellung der neuromuskulären Kontrolle (unter fachlicher Anleitung)
- Sportspiele, bei denen Sprungkraft, Sprint- oder Richtungswechseltraining gefragt ist
In der Trainingsplanung sollte der individuelle Leistungsstand berücksichtigt werden, da die Belastung auf Gelenke, Sehnen und Bänder hoch ist.
Beispiele für plyometrische Übungen
Untere Extremitäten:
- Sprünge auf Plyoboxen (Box Jumps)
- Tiefsprünge mit Wiederabsprung (Drop Jumps)
- Einbeinsprünge über Hürden
- Seitliche Reaktivsprünge
Obere Extremitäten:
- Medizinballwürfe gegen eine Wand
- Explosive Liegestütze mit Handabheben
- Klatschliegestütze
Der Trainingsreiz kann über die Sprunghöhe, Wiederholungsanzahl, Untergrund oder Zusatzgewichte gesteuert werden. Eine korrekte Bewegungsausführung hat dabei Vorrang vor Intensität.
Trainingsprinzipien und Sicherheit
Plyometrisches Training erfordert ein hohes Maß an koordinativen und muskulären Voraussetzungen. Vor allem Sprunggelenke, Knie und Rücken sind bei fehlerhafter Ausführung oder Überlastung besonders gefährdet. Zu den zentralen Trainingsprinzipien zählen:
- Ausreichende Aufwärmphase
- Technisch saubere Ausführung
- Progressiver Belastungsaufbau
- Regenerationszeiten beachten
Die Integration ins Trainingsprogramm erfolgt in Phasen mit geringem Gesamtvolumen oder als Blocktraining, je nach Zielsetzung.