Quidditch ist die bekannteste Sportart in der Zaubererwelt von Harry Potter. Weniger bekannt ist, dass Quidditch mittlerweile eine offiziell anerkannte Sportart ist und weltweit als gemischtgeschlechtlicher Vollkontaktsport gespielt wird. Quidditch vereint Elemente aus Handball, Völkerball (Dodgeball) und Rugby.
Was ist Quidditch?
Quidditch, auch bekannt als Quadball oder Muggel-Quidditch, ist eine gemischtgeschlechtliche Vollkontaktsportart, die Elemente aus Rugby, Handball und Dodgeball kombiniert. Charakteristisch für das Spiel sind die “Besen” – Kunststoffrohre, die die Spieler zwischen den Beinen führen müssen – die fünf Bälle sowie die verschiedenen Spielpositionen mit spezifischen Aufgaben. Ursprünglich inspiriert von der fiktiven Sportart aus dem Harry-Potter-Universum, hat sich Quidditch seit seiner Entstehung im Jahr 2005 zu einer eigenständigen Sportart mit eigener Dynamik entwickelt. Besonders hervorzuheben ist die Geschlechterregel: Von den sieben Spielern auf dem Feld dürfen maximal vier demselben Geschlecht angehören, was die Inklusion aller Geschlechter fördert.
Entstehung von Quidditch
Die Sportart Quidditch wurde 2005 von den Studenten Xander Manshel und Alex Benepe am Middlebury College in Vermont entwickelt. Von Anfang an war vorgesehen, dass Quidditch eine gemischtgeschlechtliche Vollkontaktsportart sein sollte. Im Jahr 2007 fand das erste Spiel gegen die Auswahl eines anderen Colleges statt. Parallel dazu wurde die Intercollegiate Quidditch Association gegründet, die später in International Quidditch Association (IQA) umbenannt wurde. Von 2008 bis 2014 veranstaltete die IQA jährlich den Quidditch World Cup in den USA, an dem Mannschaften aus aller Welt teilnahmen. Um die globale Verbreitung von Quidditch weiter voranzutreiben, wurde die IQA 2014 umstrukturiert. Dieser internationale Dachverband setzt sich seitdem aus Vertretern aller anerkannten Nationalverbände zusammen. Seit 2012 finden alle zwei Jahre Weltmeisterschaften statt, bei denen 2016 erstmals eine andere Mannschaft (Australien) als die USA den Titel gewann. Seit 2015 gibt es auch Europameisterschaften im Quidditch.
Wie läuft ein Quidditch Spiel ab?
Das Spielprinzip des Quidditch ist komplex. Im Folgenden werden die Regeln, Bedingungen und benötigten Materialien erläutert.
Spielpositionen bzw. Spielerrollen
Ein Quidditch-Spiel wird zwischen zwei Mannschaften ausgetragen. Jede Mannschaft besteht aus sieben Spielern mit unterschiedlichen Rollen:
- Drei Jäger (Chaser): Tragen weiße Stirnbänder und versuchen, mit dem Quaffel (Volleyball) Punkte zu erzielen, indem sie den Ball durch die drei unterschiedlich hoch angebrachten Ringe des Gegners werfen.
- Ein Hüter (Keeper): Trägt ein grünes Stirnband und verteidigt die Ringe seiner Mannschaft. Der Hüter beteiligt sich auch am Angriffsspiel.
- Zwei Treiber (Beater): Tragen schwarze Stirnbänder und versuchen, den Spielfluss der gegnerischen Mannschaft zu stören, indem sie mit den Klatschern (Bällen) auf die gegnerischen Spieler werfen. Getroffene Spieler sind kurzzeitig aus dem Spiel genommen.
- Ein Sucher (Seeker): Trägt ein goldenes Stirnband und versucht ab der 18. Spielminute, den Schnatz zu fangen. Wird der Schnatz gefangen, endet das Spiel, und die fangende Mannschaft erhält zusätzliche Punkte.
Zusätzlich gilt, dass pro Mannschaft maximal vier Spieler desselben Geschlechts während der gesamten Spielzeit auf dem Spielfeld stehen dürfen. Dies fördert gemischtgeschlechtliche Mannschaftsstrukturen.
Quidditch-Spielfeld
Das Spielfeld im Muggel-Quidditch ist rechteckig und misst 60 Meter in der Länge und 33 Meter in der Breite. Es gibt zwei Torlinien, die jeweils 16,5 Meter von der Mittellinie entfernt sind. Auf den Torlinien befinden sich die drei Ringe (Hoops) in unterschiedlicher Höhe. Zwischen den Torlinien und der Mittellinie befindet sich die Hüterzonenlinie, die 11 Meter von der Mittellinie entfernt ist. Die Hüterzone wird von der Hüterzonenlinie und den beiden Enden des Spielfeldes begrenzt.
Quidditch-Bälle
Im Quidditch-Spiel befinden sich insgesamt drei Ballarten sowie fünf Bälle:
- 3 Dodgebälle/Klatscher (Bludger): Diese Bälle werden genutzt, um den Spielfluss der gegnerischen Mannschaft zu stören. Wird ein Spieler von einem Klatscher getroffen, gilt er als ausgeknockt. Der getroffene Spieler muss den von ihm gehaltenen Ball loslassen, zu seinen Torringen zurücklaufen und einen davon berühren, bevor er wieder ins Spiel eingreifen darf.
- Flag/Schnatz (Snitch): Ein Tennisball, der sich am Hosenbund des Snitch Runners befindet. Meist steckt der Tennisball in einer Socke und ist mit einem Klettverschluss am Hosenbund befestigt. Sobald die Socke aus dem Hosenbund des Snitch Runners gezogen wird, endet das Spiel, und die Mannschaft, die den Schnatz gefangen hat, erhält zusätzliche 30 Punkte.
- Volleyball/Quaffel (Quaffle): Ein Volleyball, mit dem Punkte erzielt werden können. Um Punkte zu erzielen, muss der Quaffel durch einen der drei unterschiedlich hoch angebrachten Ringe der gegnerischen Mannschaft gespielt werden. Trifft eine Mannschaft mit dem Quaffel in einen der drei Ringe, erhält sie 10 Punkte. Den Quaffel dürfen nur Jäger und Hüter berühren und damit Tore erzielen. Zudem dürfen Jäger den Quaffel zur Abwehr von Klatscherattacken nutzen.
Quidditch-Tore
In einem Quidditch-Spiel bestehen die Tore aus Ringen, die in verschiedenen Höhen platziert sind (0,91 m, 1,37 m und 1,87 m). Die Torringe werden Hoops genannt.
Quidditch-Besen
Der Besen ist eine Besonderheit dieser Sportart. Mangels magischer Kräfte wird jedoch damit gelaufen statt geflogen. Jeder Spieler muss eine Stange (den Besen) zwischen die Oberschenkel klemmen und dort während der gesamten Spielzeit fixieren. Der Besen darf mit einer Hand des Spielers festgehalten werden und eine Länge zwischen 31 cm und 1,06 m haben.
Spielverlauf beim Quidditch
Bevor das Quidditch-Spiel beginnt, positionieren sich die Spieler kniend hinter der Startlinie ihrer Mannschaft. Die drei Klatscher und der Quaffel liegen auf der Mittellinie des Spielfelds. Nach dem Startsignal des Schiedsrichters rennen die Spieler beider Mannschaften (mit dem Besen zwischen den Beinen) zur Mittellinie, um die Bälle zu erreichen.
Bei Regelverstößen kann der Schiedsrichter folgende Strafen verhängen:
- Zurück zu den Reifen: Der foulende Spieler muss zu den eigenen Torringen laufen und einen der Reifen berühren, bevor er wieder ins Spiel eingreifen darf.
- Blaue Karte: Der bestrafte Spieler muss eine Minute außerhalb des Spielfelds verbringen. Erzielt die gegnerische Mannschaft in dieser Zeit ein Tor, darf der bestrafte Spieler früher ins Spiel zurückkehren.
- Gelbe Karte: Entspricht im Strafmaß der blauen Karte. Nach zwei gelben Karten erhält ein Spieler jedoch die rote Karte.
- Rote Karte: Der Spieler wird von der Partie ausgeschlossen. Die betroffene Mannschaft muss zwei Minuten in Unterzahl spielen. Erst danach darf ein Ersatzspieler ins Spiel eingreifen.
Wird ein Tor erzielt, wird das Spiel nicht unterbrochen. Der Hauptschiedsrichter signalisiert das Tor mit beiden hochgestreckten Armen. Der Ball wird nach einem Tor nicht gestoppt und nur durch den Torhüter in der Hüterzone wieder “lebendig” gemacht, indem dieser den Quaffel berührt. Üblicherweise versucht der Hüter, den Ball schnell an die Jäger abzugeben, um ein schnelles Angriffsspiel zu starten, solange die Verteidigung des Gegners noch nicht vollständig sortiert ist. Wenn eine Mannschaft den Quaffel in die Torringe befördert, erhält sie 10 Punkte.
Ab der 17. Minute betritt der Snitch Runner das Spielfeld, und ab der 18. Minute versuchen die beiden Sucher, den Schnatz zu fangen. Körperkontakt ist dabei erlaubt, jedoch dürfen die Spieler den Gegner nicht umklammern. Sobald einer der Sucher dem Snitch Runner den Schnatz vom Hosenbund zieht, beraten die Schiedsrichter, ob der Fang rechtmäßig war. Ist dies der Fall, endet das Spiel sofort, und die fangende Mannschaft erhält 30 Punkte. Die Mannschaft mit den meisten Punkten zu diesem Zeitpunkt gewinnt das Spiel.